Traumhaus(SKAN 8211.AR) |
Das Debütalbum von Traumhaus: moderner, anspruchsvoller Progressive Rock - mit
deutschen Texten! Die Band existiert schon seit 1994, zunächst jedoch unter dem
Namen "Zweeback". Den jetzigen Musikstil haben die Musiker erst ab 1998 entwickelt.
Zu dieser Zeit erfolgte ein radikaler stilistischer Wandel und einhergehend damit
auch die Umbenennung in "Traumhaus".
Schon der Name deutet die musikalische Richtung an: Musik mit Tiefgang, die eine Auseinandersetzung fordert. Dies zählt unter anderem auch zu den Gründen, warum Traumhaus die deutsche Sprache gewählt haben. Nicht nur mit der Musik soll sich auseinandergesetzt werden, sondern auch mit den Texten. Der Bandname ist gleichzeitig Programm: Traumhaus wollen ein musikalisches Haus errichten, in dem ganz verschiedene Träume zusammenfließen und gleichzeitig geträumt werden können. Kernstück des Albums bildet der 18 Minuten Longtrack "Ausgeliefert". Hier wird dargestellt, wie ein junges Kind den Albtraum des sexuellen Mißbrauchs erleben muß. Aber auch die anderen Tracks des Albums sind textlich durchweg sehr anspruchsvoll: So beschreibt beispielsweise "Zu Spät" die Abgründe der menschlichen Psyche, die Ausweglosigkeit eines in die Enge getriebenen Individuums. Trotz dieses schwierigen Themas ist dieser Song - wie auch der Opener "Aufwärts" ein wahrlich radiotauglicher Ohrwurm mit dem Potential zum Hit. Wer die Klassiker von Anyone's Daughter mag, der wird Traumhaus lieben! |
Review: |
Traumhaus - Traumhaus Endlich hat mal wieder seit langer Zeit eine Band aus Deutschland den Mut, sich daran zu wagen in der eigenen Muttersprache zu singen. Doch damit nicht genug, das Quartett aus Limburg spielt dazu auch noch eine recht souveräne Mischung aus gut durchdachtem Rock mit jeder Menge Elemente aus Art Rock, Neo Prog und auch härteren, teils Prog Metal-artigen Elementen. Das Ganze wurde dann auch noch in eine optische ansprechende Verpackung gesteckt, was somit den ersten, sehr positiven Gesamteindruck noch verstärkt. Doch gerade Texte und Musik verdienen selbstverständlich einer genaueren Betrachtung. Was von Beginn auffällt, ist eine gewisse Art von Lässigkeit, mit denen Traumhaus an den Start gehen. Ihre Lie-der wollen nicht partout mit Komplexität glänzen und als Plattform des eigenen Könnens dienen, vielmehr ge-lingt es den vier Hessen den Liedern eine innere Struktur ohne holprige Übergänge, mit einem natürlichen Lied-fluss zu verpassen. Dennoch sind Traumhaus weit davon entfernt, lediglich langweilige Einheitskost ohne Esprit durch den Äther zu jagen. Zwar gibt es mit "Aufwärts" oder "Zu spät" auch mehr rockigere, straightere Abgeh-Nummern, mit jeder Menge eingängigen Parts. Doch als Kontrast dazu stehen z.B. das über 17-minütige, sinfo-nisch vielschichtige "Ausgeliefert", welches von sexuellen Missbrauch handelt oder das Instrumental "Peter & der Wolf", wo auch mal selbstironisch das "James Bond Theme" zitiert wird. Weiteres Markenzeichen ist der hohe Melodieanteil, der den Zugang zu dieser Scheibe von Anfang an recht einfach gestaltet. Gerade, da es sich um deutsche Texte handelt, wird man hier mehr aufgefordert, ihnen zu folgen, ist vielleicht auch eine Spur kritischer, wobei Traumhaus über weite Strecken das schwierige Unterfangen gelingt, nicht plat-te, sondern interessante Texte abzuliefern. Nun gut, Textzeilen wie "Es ist zu spät und keiner weiss, wie's weiter geht" sind nicht der Weisheit letzter Schluss, aber manch Banalität englischer Texte überhört man sonst auch ganz selbstverständlich. Musikalisch stehen vor allem die Keyboards mit verschiedenen Sounds im Vordergrund, die relativ harte Gitarrenparts setzen dagegen einen insgesamt immer noch harmonischen Gegenpart. Manchmal werden zwar in den Instrumentalparts bestimmte Passagen nach meinem Geschmack zu oft wiederholt, doch die innere Spannung bleibt über weite Strecken dennoch bestehen. Der schon öfters erwähnte Vergleich mit Anyone's Daughter ist etwas irreführend, denn abgesehen von der Sprache, gehen Traumhaus musikalisch doch einen anderen, härteren, weniger sinfonischen Weg. Nichtsdesto-trotz eine solide, ansehnliche Produktion, die Hoffnung für die Zukunft und vielleicht auch wieder den vermehrten Einsatz der deutschen Sprache macht. Kristian Selm, Progressive Newsletter Nr.36 (10/01) |
|
|